… sind die Fledermäuse und die Bank der Faulpelze?

… sind die Fledermäuse und die Bank der Faulpelze?

Wenn ihr aufmerksam durch die Straßen von Palma de Mallorca spaziert, werdet ihr nicht nur im Steinwappen auf dem Dach des Rathauses, sondern auch an vielen anderen Hauswänden Fledermäuse entdecken. Die Fledermaus war angeblich der Glücksbringer von König Jaume I., der im Jahre 1229 mit seinem Heer die Mauren besiegte und erster König Mallorcas wurde, weshalb sie im Steinwappen, an der Hausfassade des Rathauses zu finden ist. Legenden besagen, dass König Jaume I. auf seiner Eroberungsfahrt in eine Höhle gegangen sei, in der sich hunderte von Fledermäusen befanden, und er diese alle mit seiner Lanze getötet habe. Es wird auch vermutet, dass die Fledermaus als Symbol für das Eintreten der Dunkelheit und den Schutz vor bösen Geistern und Dämonen verwendet wird. Deshalb wurden sie oft an den Fassaden von Häusern angebracht, um Schutz vor negativen Einflüssen zu bieten. Das Rathaus (Spanisch: Ayuntamiento) ist also nicht nur ein bedeutender Ort für politische Entscheidungen, sondern auch ein architektonisches Meisterwerk mit einer interessanten Geschichte.

Die Außenfassade des Rathauses in Palma wurde von den beiden Bauherren Aume Caragol und Steinmetz Francesc Dragó entworfen. Die beiden wollten sich auf ihre ganz eigene Weise in der Geschichte des Gebäudes verewigen. Caragol entschied sich – seinem Namen gemäß – eine Schnecke und Steinmetz Francesc Dragó einen kleinen Drachen in einen Stein zu schnitzen, die heute noch auf der Fassade zu sehen sind. An der Rückwand des Rathauses findet man eine Schildkröte und einen Frosch, die laut einer volkstümlichen Tradition besagen, dass die Arbeiten an der Rathaustreppe sehr langsam und auch in ungeordneten Abschnitten durchgeführt wurden. Die Arbeiten verliefen im Tempo einer Schildkröte und in einem Sprung eines Frosches. Wahrscheinlich auch deshalb wurde die Fassade des Rathauses von Palma 1931 zum kunsthistorischen Denkmal erklärt.

Aber das ist noch nicht alles, was es über das Rathaus zu sagen gibt. Die Tribüne im Mittelpunkt des Gebäudes galt im Volksmund als „Bank der Faulpelze“ (Spanisch: banc dels vagos). Der Grund dafür ist, dass diese Tribüne oft von Menschen genutzt wurde, die dort einfach nur saßen und entspannen wollten, anstatt aktiv an den politischen Debatten und Diskussionen teilzunehmen, für die sie eigentlich errichtet wurde. Übrigens, der Rathausplatz ist der Punkt Null auf der Insel. Von hier aus werden die Kilometer aller wichtigen Landstraßen in jede Himmelsrichtung gezählt.

Wenn ihr das nächste Mal in Palma seid, setzt euch doch einfach auf die Tribüne und beobachtet das Treiben auf dem Platz – wer weiß, vielleicht findet ihr ja auch ein wenig Entspannung und Ruhe inmitten des Trubels auf der Plaça Cort.