Mallorca zieht die Fäden des Lebens
Die Schönheit der mallorquinischen Frauen ist weltbekannt und kann sogar einen Dichter dazu bewegen, eine Hymne zu schreiben! Eine Hymne, die 1996 an alle Staaten der Europäischen Union gesendet wurde, um die Eigenständigkeit unserer schönen Sonneninsel zu manifestieren.
La Balanguera heißt sie und wurde 1892 von Joan Alcover i Maspons geschrieben, einem mallorquinischen Dichter und Schriftsteller. Die Melodie stammt von Amadeu Vives, einem spanischen Komponisten, der sich hier auf Mallorca niedergelassen hatte und hier viele seiner bekanntesten Werke schuf.
Die Geschichte besagt, dass Alcover Ende des 19. Jahrhunderts, damals frisch verheiratet, seine Frau und vier Jahre später seine einzige Tochter verlor. Diese Tragödie veranlasste ihn, über eine Frau, die mit einer Spinne verglichen wird und die Fäden des Lebens zieht, zu schreiben. Tatsache ist, dass das Wort „Balanguera“ von ungewisser Herkunft und Bedeutung ist. Es könnte aus dem französischen „boulangère“ (Bäckerin), oder von der Abstammung des katalanischen Namens „Berenguera“, der wiederum aus dem Deutschen stammt, kommen. Er setzt sich wohl aus BER = „Bär“ und GER = „Lanze“ zusammen. Der mallorquinische Pianist Joan Moll Marquès schrieb im Diario de Mallorca mal folgendes über die Balanguera: „Die geheimnisvolle Balanguera repräsentiert die kollektive Identität, die Nation, die Heimat, das Volk – eine Realität, die uns übersteigt, die schon immer da war und uns überleben wird. Sie erinnert uns daran, dass wir verantwortlich für unser Land sind.„
Später wurde die Hymne von Mallorca (Himne de Mallorca) auch von der Sängerin Maria del Mar Bonet und weiteren Musikgruppen interpretiert. In den „Jardins de la Misericòrdia„, der Garten neben dem Consell de Mallorca, wurde 2017 eine Skulptur aufgestellt, die die La Balanguera, auf deutsch „die Spinnerin“, darstellt. Sie ist 2016 in kleinen Versionen auch die Auszeichnung für die Gewinner diverser Mallorca Awards gewesen.
Wer sich weniger musikalisch, aber dafür gern auf eine Reise traditioneller Aromen entführen lässt, der kann sich im gleichnamigen Restaurant „La Balanguera“ in Palma Gerichte aus traditionellen Rezepten servieren lassen. Vielleicht fängt dort aber auch euer Fuß an zu wippen, wenn ihr „La Balanguera misteriosa, com una aranya d’art subtil…“ aus dem Radio erklingen hört.
… buida que buida sa filosa,
de nostra vida treu lo fil.
Com una parca bé cavilla
teixint la tela per demà
La Balanguera fila, fila,
la Balanguera filarà.
Girant l’ullada cap enrera
guaita les ombres de l’avior,
i de la nova primavera
sap on s’amaga la llavor.
Sap que la soca més s’enfila
com més endins pot arrelar
La Balanguera fila, fila,
la Balanguera filarà.
De tradicions i d’esperances
tix la senyera pel jovent
com qui fa un vel de noviances
amb cabelleres d’or i argent
de la infantesa qui s’enfila
de la vellura qui se’n va.
La Balanguera fila, fila,
la Balanguera filarà.